Allgemeine Zeitung

Feb 20, 2017

Mittwoch, den 20.02.2017

Narren erstürmen die Ortsverwaltung der Mainzer Neustadt

Von Manuel Wenda

NEUSTADT – „Wer die Fastnacht ernst nimmt, ist selber schuld!“ Eine klare Ansage von Horst Kau, dem Sitzungspräsidenten der Mainzer Husaren Garde. In der Leibnizstraße ist soeben die Ortsverwaltung erstürmt worden und in Narrenhand gefallen. Wie Kau erzählt, finden die Erstürmungen seit 1997 statt, 1989 bekam die Neustadt ihre eigene Ortsverwaltung.

Turbulent wie fröhlich war die närrische Machtübernahme vonstatten gegangen: In der Leibnizstraße haben sich an dem schönen Morgen die Närrinnen und Narrhallesen eingefunden, die Husaren Garde und die Mainzer Klepper-Garde sorgen für die musikalische Untermalung. Ortsvorsteher Johannes Klomann und seine Mitarbeiter sehen aus dem Fenster, während die Gardisten die Herausgabe des Schlüssels der Ortsverwaltung fordern. Blessuren hat Klomann offenbar im Vorfeld bereits davongetragen, ein Hackebeil steckt in seinem Kopf – immerhin: Er ist noch in der Lage mit den Aufrührern zu unterhandeln. Einige Schaulustige beobachten das Treiben.

Klomann und seine Mannen haben ein Einsehen: An Flucht ist nicht zu denken, die Gardisten sind in der Überzahl, außerdem sind sie mit Säbeln bewaffnet. Der Ortsvorsteher gibt sich geschlagen. Eine Kassette mit der Kasse der Verwaltung, den Schlüssel sowie eine Klobürste hält er in seinen Händen. Horst Kau nimmt ihm Kassette und Schlüssel ab, die Klobürste darf Klomann behalten, dann wird er in Ketten gelegt. Mit Helau-Rufen feiern die Närrinnen und Narrhallesen die Erstürmung. Dann noch ein Moment der Enttäuschung. Kau blickt auf die Kassette: „Ich nehme an da sind 11 Euro und 11 Cent drin“, meint er. Weit gefehlt – es sind nur 11 Cent. Zum Trost gibt es allerdings ansehnliche Fleischwurstkringel. Dann teilt er den Erstürmern mit, dass für ihr leibliches Wohl gesorgt ist: Klomann lädt alle in „Rita’s Treff“ ein, wo ein Brunch bereitsteht.