Montag, 24. Februar 2014
„Klofrau“ muss Schlüssel abgeben

Von Lars Reusch
ERSTÜRMUNG Fastnachtsvereine nehmen Ortsverwaltung in der Neustadt ein
NEUSTADT – Die Festung ist gefallen, die Narretei hat übernommen: Neustädter Fastnachtsvereine erstürmten am Sonntag die Ortsverwaltung in der Leibnizstraße, um sie bis Aschermittwoch unter Kontrolle zu nehmen. Ortsvorsteher Nico Klomann samt Gefolge wurde gefangen gesetzt und dem – nicht gerade zahlreich anwesenden – närrischen Volk in Ketten präsentiert.
Dass Klomann dabei am ganzen Leib zitterte, hatte aber weniger mit seiner Gefangennahme als vielmehr mit seiner Aufmachung als Klofrau zu tun: Der blaue, ärmellose Kittel, der sein Unterhöschen noch so eben verdeckte, vermochte es nur bedingt, ihn vor den kühlen Temperaturen zu schützen. Und auch der Besen, den Klomann zur Verteidigung mitgebracht hatte, half ihm wenig: Schließlich musste er Schlüssel und Kasse dem „Gaadezwerg“, einem Jungmitglied der Mainzer Gaadefelder, überreichen. Klomanns Widerstand fiel freilich nicht besonders entschlossen aus, will er aus dem Amt doch sowieso ausscheiden. Der erste grüne Ortsvorsteher der Neustadt tritt nicht zur Kommunalwahl am 25. Mai an. Ihn zieht es stattdessen nach Mexiko, ins Heimatland seiner Frau. Drum verteilte er nach der Schlüsselübergabe noch einige mexikanische Ansichtskarten, auf denen er notierte: „Gracias por todo, adios y helau! – Danke für alles, tschüss und helau!“ Hinter Nico Klomann stand währenddessen sein Bruder Johannes im Pilotendress, der es wahrscheinlich gar nicht erwarten kann, Nico nach Mittelamerika zu fliegen. Schließlich tritt Johannes im Mai als Nachfolger seines Bruders an – aber nicht für die Grünen, sondern für die SPD.
Dass die ebenfalls anwesenden Ortsvorsteher-Kandidaten der CDU und der Grünen, Karsten und Thorsten Lange, auch denselben Nachnamen tragen, ohne Brüder zu sein, schließt diese personalpolitische Pointe ab – ganz ohne Tusch und Helau.